Wie wollen
Jeton Kelmendi
Übersetzt aus dem albanischen Silke Liria Blumbach
Biographie:
Der Dichter Jeton KELMENDI wurde 1978 in Peja (Kosovo) geboren.
Er absolvierte seine primäre und weiterführende Schulbildung in seiner Heimatstadt.An der Universität Prishtina erhielt er einen Abschluss in Journalismus. Momentan verfolgt er ein Postgraduiertenstudium in internationaler Politik und Sicherheit an der Université Libre de Bruxelles.Parallel zum Studium schreibt Jeton Kelmendi weiterhin und veröffentlicht zahlreiche Gedichtsammlungen.Er arbeitet auch mit verschiedenen albanischen und ausländischen Medien zusammen und behandelt hauptsächlich kulturelle und politische Themen.
Kelmendi hat eine große Anhängerschaft dank seines ersten dichterischen Werks „Jahrhundert der Verheißungen“, das 1999 veröffentlicht wurde und ein großer Erfolg wurde.Seine Gedichte wurden in 22 Sprachen übersetzt und in vielen Anthologien veröffentlicht.
Er ist Mitglied vieler internationaler Lyrikvereinigungen.
Er ist ein UÇK-Kriegsveteran, der für die Unabhängigkeit des Kosovo gekämpft hat (1998-1999).
Kelmendi lebt und arbeitet derzeit in Brüssel.
Werke des Autors:
Lyrik:
Jahrhundert der Verheißungen, Rilindja, Prishtina, 1999
Jenseits des Schweigens, Faik Konica, Prishtina, 2002
Vielleicht halb durch den Tag, Faik Konica, Prishtina 2004
Gib mir ein Teilchen des Landes, Faik Konica, Prishtina, 2005
Wohin führen uns die Ereignisse, Ombra GVG, Tirana, 2007
Du kommst für den Klang des Windes, Globus R., Tirana 2008
Zeit, wenn sie Zeit hat, Ideart, Tirana, 2009
Drama:
Miss Word, 2007
In anderen Sprachen veröffentlichte Bücher:
Ce mult s-au rãrit scrisorile / Die Briefe sind so selten geworden (Ins Rumänische übersetzte Auswahl von Gedichten)
A Breath / (übersetzte und in Indien veröffentlichte Auswahl an Gedichten)
Internationale Anerkennung:
Mitglied der Association of Professional Journalists of Europa (Vereinigung der Berufsjournalisten Europas), Brüssel.
Mitglied der European Academy of Sciences, Art and Litterature (Europäische Akademie der Wissenschaft, Kunst und Literatur), Paris.
Grand Prix International Solenzara für Lyrik, Frankreich.
Hier und am Ende des Weges
Erwartet uns ein Nichtgekommenes
ILLYRISCH
Mit nichts zu messen ist
Das Gewicht deines Leibes
Die Kraft der Luft
Die Verlangsamung der Geschwindigkeiten
Man sieht nicht einmal das Licht jenseits des Lichtes
Als ob
Es keine Grenzlinie gäbe (trakeje eshte vija qe paraqet nje kufij)
Oder
Sie alles übersteigt
Im Namen des Wortes
Bist du
Ein Untergramm Vergessen
Jenseits von Ohr und Auge
Hunderteintausend Jahre
Erleuchteter Gedanke
Bist du
Und niemals
Hat dich je irgendwer messen können
Meine Heimat von Gott, die mich nannte
ALBANER
Auderghem, Februar 2007
ZUR ERMUTIGUNG
Eines Tages
Wird mein Tag kommen
Wenn es stimmt, dass
Jeder je einen Tag hat
Und ich werde darauf zu warten wissen
Brot wird die Erde haben
Und Wasser der Brunnen
Um die Leeren zu füllen
Doch
Was sollen wir mit dir anfangen
Misstrauen in das Morgen
Ein Sorgentropfen für jenen Tag
Wien, Sommer 2006
FRAU SPRACHE UND HERR GEDANKE
1
Wenig habe ich gesagt
Anders
Siegesgewiss
Mein Fräulein
Aber ich sage dir
Halte es nicht für überheblich
Schließlich sind es die Worte
Eines Dichters
Und du weißt, man darf
Gewandete Gedanken entkleiden
Splitternackt
Und den Entkleideten
Kostüme nach Lust und Laune geben
Oder
Wenn das dir genügte
Sage ich dir, dass ich dich liebe
Das, was jeder
Jedem sagt
Auch der Ehemann seiner Frau
Mein Fräulein
Ich denke ganz anders
2
Wenn
Der Gedanke für das Wort nichts wert ist
Oder das Wort
Was brabbelt es, ohne den Geist zu bemühen
Seele von Mensch
Du bist Frau Sprache
Und ich Herr Gedanke
Genauso sah ich mich
Mit dir und dich mit mir
Sogar
Auch diese Liebesformel
Überall
Wenn sie irgendwo nach der Moderne
Zurückgeblieben ist
Daher
Bist du schön, Frau Sprache
Wenn Herr Gedanke
Dir Schönheit gibt
3
Nanu
Muss ich mich damit abfinden
Dass das Schweigen
Uns ängstlich beobachtet
Was geschieht uns nun
Aber was soll’s
Frau Sprache
Ich will dich jetzt küssen
Nur einmal
Ob es ein zweites, drittes Mal gibt
Weiß ich nämlich nicht
Soll die Freiheit nur frei sein
Auch das Wort
Auch der Geist
Mögen sagen, was
Sie wollen
Ich
Will jetzt den ersten Kuss
Paris, Juli 2006
IM SCHATTEN DER ERINNERUNG
Ich sagte dir etwas Vergessenes
Woran du dich tags drauf nicht mehr erinnerst
Das Vergessen wird immer älter
Wenn das Schweigen umherreist
An der sonnengetrockneten Eiche
Warte ich auf dich
In einer Schlange mit dem Vers
Der an der Kante der Sehnsucht hängt
Dort wartet nur die Geliebte
Und ich setzte mich, um zu rasten
Als der Herbst verdorrte und das Licht fiel
Versuchte ich
Nur, dir etwas zu sagen
Juni 2004
Die Liebe wohnt zur Miete
Wie man sieht
Wohnt die Liebe zur Miete
Schließt sich ein in einem Punkt
Und schrumpft die Spitzen
Des Denkens
Spielt mit den Tagen wie mit Schachfiguren
Wenn das Ende
Ohne Sieger kommt
Dann
Bleibt mir nur noch
Ein weiteres Spiel
Königin der Nacht
Meine Hand kommt nicht bei dir an
Heute Nacht
Auch die Augen kommen nicht einmal
In die Nähe deiner Stadt
Königin
Du hast etwas in meinem Inneren
Oder mich hat eine böse Fee erwischt
Es blitzen die Augen der Nacht
Sie erhellen den Himmel des Denkens
Bis über dir
Gibt es kein einziges Ankommen
In das Königreich der Nacht
Voller Geschehnisse
Die Schatten des Handausstreckens erreichen dich nicht
Der heutige Abend ist königinnenlos
AUF DAS GLAS DES ANGEDENKENS
Trink, Mensch,
Dein Glas
Den roten Wein des Gedenkens
Ihres Gedenkens
Trink ihn wie trunken
Lass ihn austrocknen
Und lass keinen Tropfen
Übrig
Für den Vers
Der sich einsam selber schreibt
Auch so
Nüchtern, bist du kein Mensch
Herbst 2006 Paris
Warum hältst du meine Minute fest?
Jetzt
Ist etwas mein dein
Heutig
Und wer weiß, woher sein Weg kommt
Woher der Atem ihn treibt
Es tauchte irgendwo auf wie ein Fragezeichen
Zu anderen Zeiten
Er war sich selbst entgleist und umkreiste (dmth nuk mund ta kontrolloj veten)
Das Kommen und Gehen
Jetzt
Ist es irgendwo bei mir irgendwo
Bei dir
Doch wo sollen wir es treffen zwischen zwei Mauern
Aus vier Augen
Den Atem raubt mir allmählich
Der Zorn
Die Ankünfte sind spät
Warum hältst du meine Minute fest
Jetzt
Warte ich auf dich und auf mich selbst
Woher soll ich wissen
Wann zu meiner Minute das Gehen kommt
Anfang
Etwas verhätschelt
Tritt er aus der Beginnernatur heraus
Überwindet dann alle Grenzen
Und keinen Punkt lässt er
Unumschritten
Bannfluch
So oft verblieb er Bewohner
Des Traums
Sein Mittelpunkt umhüllt ihn
Seine Ecke ist gegenüber
Der Anfang
Ist ein Turm ohne Mauer
Ohne Dach
Das Fundament
Ist dort, wo du beginnst
Text nach Mitternacht
In den Brief mit roten Punkten
In den ich die Daten schreibe
Und die Ereignisse
Spuckte ich
Das große Wort Freiheit
Und wieder wurde ich wach
Böse Träume
Wieder schrieb ich einen Brief
An meine närrische Einsamkeit
Hallo von
Mir
Deine Heimat
Mir blieb zuviel Zeit übrig bis
Morgen
Hej, wie lang ist die Nacht
Der Briefe
Hallo, Einsamkeit
Mit Bleistift und ohne jeden Gedanken
Treffe ich mich mit dir
Wo die Stimme keinen Mucks macht
Auch jetzt verstehen wir uns nicht
Na, dann
Die Sprache des Geistes
Die Sehnsucht Dardaniens
Nimmst du mir weg
Du hängst in einem Vers von mir
Und fühlst dich als Künstlerin
Na, dann tschüss
Mir bleibt noch genug Zeit
Bis morgen
Liebe, bring mir das Lieben bei
Ich bin gerannt
Tag und Nacht durch Jahre und Jahrzehnte
Meines Lebens
Und habe mit ihm sehr nett gespielt
Und oft hat es mich hereingelegt
Erst sehr spät
Verstand ich das, aber egal
Noch
Jetzt ist mir etwas eingefallen
Und ich messe mich mit mir selber
Dir habe ich nur eins zu sagen
Liebe
Bring mir das Lieben bei
Denn ich glaube, es ist nicht zu spät
Es ist nie zu spät
Heißt es
Doch das glaube ich nicht mehr
Dir glaube ich wie ein Kind dem Märchen
Bring mir
Doch bei
Wie man liebt
Nicht, wie man sich verliebt
Auch meine Mutter
Hat mir das Gehen beigebracht
Doch das ganze Leben lief mir davon
Rannte weg
Einmal in nächster Zeit wurde ich groß
Rannte weg
Als ich zurückkam aus den Bergen
Aiii
Welch langer Weg zu dir heute Nacht
Bring mir bei
Jetzt ohne List und Tücke, Liebe
Wie sehr man liebt
Es ist gerade in
Irgendeinen dünnen Faden
Des Denkens zu nehmen
Und mit den Augen zu rollen
Hier etwas weniger
Und dort etwas mehr
Den menschlichen Blumen den Duft zu nehmen
Frau
Ganz ohne jeglichen Zeitplan
Liebe
Bring mir bei, wann man liebt
Jetzt sind sie aufgestanden
Jeder
Misst nach seinem Stock
Die Wichtigkeit der Zeit der Straßenkürze
Bis einige nicht reden und andere sagen
Ach, die Arme
Nur die Primitiven lieben und die Zeit
Hat sie mit Füßen getreten
Lieben ist, wie sich mit Schnaps zu besaufen
Und was sagen sie sonst noch alles
Liebe
Bring mir bei, warum man liebt
Statt einer Antwort
Es war eine Reise voller Stechfliegen
Alles nahm sie mit
Das Kommen das Gehen das Warten das Nichtwarten
Und du
Träumtest mehr Lyrik
Über die Liebe
Es geschah
Dass alle Himmelsrichtungen einen
Gemeinsamen Weg hatten
Und du sahst sie wieder und ließest
Dir deinen Traum nicht vermiesen
Was suchst du nun, aufgeschreckt aus dem Schlaf
Danach
Wird das Gestern zum Vorgestern
Das Morgen zum Heute
Du bist gestern Nachmittag
Das, glaube ich, weißt du
Denke daran
Es war eine Reise voller Stechfliegen
Gegangenes Gekommenes Erwartetes
Gestriges
Heutiges
Alles von mir nahm sie mir weg
Und deponierte es weit von mir
Weit von dir
Ein Nichts, vor dem ich mich schon immer
Fürchtete
Und heute
Heute ist es zu spät
Brüssel, 15. November 2007
Eine Ankunft muss kommen
Das Spiel hat mehr Regeln
Als die Herrschaftstheorie
Und der Vers des Gedichts
Es ist noch komplizierter
In der Nacht, wenn sie Dunkelheit braucht
Reise ich im Flugzeug der Gedanken
Ort um Ort hinterlasse ich Minuten
In jedem Land lasse ich eine Minute
Von mir
Minute von dir
An der Pforte des Herzens
Wartet ein Wortwinter
Auf den Frühling
Denn
Meine Ankunft
Muss auf allen Gipfeln ankommen
Muss dich ungemein erfreuen
Bukarest, April 2008
Protest
Auch die letzten Stunden dieses Tages
Sind ausgetrocknet
Überallhin führte mich das Denken, Schritt um Schritt
Wohingegen
Du verspätet bist
Bis das Wort gemessen wird nach deinem
Schatten
Den ich an der Wanduhr sah
Der Sonntag übergab das Kommando
An die nächste Woche
Mir geschah es
Ein paar Minuten glitten mir aus den Fingern
Der Hand
Und du, mein Herz, hast die Tür geöffnet
Mit dem staunenden Schritt, den du nie tatest
Wo ist die Schuld
Die, vom Schlafe aufgeschreckt, ihre Beine
Verknotet hat
Wie die Zeit die Erinnerungen vermischt
Vers, warumbeunruhigst du mich heute Nacht
Wenn die Heimat meines Mädchens
Fern ist
Auch ich selbst bin mir fern, zu fern
Mir fiel das Wort ein, das ich niemals sage
Denn der Gipfel des Mount Everest ist
Eine Beule
Und du, Freundin, schlaf weiter, fern
Von mir
Gewöhnlich
Bist du nachts am fernsten
Überschreitest alle meine Grenzen
Und ich
Schweige nur und spiele
Mit den Tagen
London, 20. Mai
Irgendwo draußen
Das Ich aus der Seele einer Person
Oder eine Aufführung in riesigen Ausmaßen
Ich habe beschlossen
Wie es heißt
Einmütig
Die langen Wege zu überwinden
Bis zur Tür
Deines Geistes
Und wenn du willst, lass mich
Übernachten
Wenn mich die Hitze
Deines heißen Sommers erfasst
Öffne leicht das Fenster des Herzens
Dass etwas Frische hineinkommt
Und Worte
Wenn du willst, mach mir Platz
Sorge dafür
Dass mir ein bisschen bequem ist
Nicht nur
Dass ich mein Haupt bette
Im Spiegel der Augen
Scheint mir, ich bin ein Stern des Himmels
Deiner Gedanken
Vielleicht
Geschieht, dass, wie es heißt
Der Atem
Durch ein Nadelöhr gelangt
Wenn du dran denkst, schließ die Tür
Des Geistes
Mit roten Buchstaben schreib
Meinen Namen und häng ihn an die Tür
Deines Geistes
Dann weiß man, dass dieser Turm
Einen Hausherren hat
Verwirrung oder Halt am Nullpunkt
Ich demonstriere sonntags
Stoße mit zwei Gedanken an wie mit zwei Gläsern
Einen für dich und einen für mich
Den an dich
Der Zorn überwindet sich und kehrt wieder
An meinen Sonntage mit jeweils einem
Erinnerungsviertel
Nur um das Spiel des Anstoßens zu kennen
Alarmiert mich die Zeit
Nach der zwölften Stunde
Für einen Augenblick mit dir und so viele Sonntage
Die vergangen sind
Nur die Wochen zähle ich
Aus deiner
Woche strömen tausendundein
Gedanke
In deine Richtung
Du bist jetzt fern
Ich freue mich sonntags
Lese nach Belieben mit deinen Buchstaben
Dass ich an dem Tag etwas von dir bekomme
Wenn ich in der Hand
Den Schlüssel des Herzens halten werde
Öffne ich die Tür der Zeit und du und ich
Werden zusammen
Montag
ICH BEMERKTE DIE GEDANKEN
Ich sammelte die Worte der Seele
In einer Handtasche
Und ich ließ sie allein
Lasst mich jetzt in Ruhe
Manche
Kamen hinter meinem Schatten her
Die anderen kamen vor
Mir
An meinem Bett an, wo sie auch schlafen
Ich zählte alle, die gingen
Ebenso alle, die kamen
Sorgsam setzte ich sie gleich
Bringt mich hin oder bringt sie mir
Schön der Reihe nach
Ich bemerkte die Gedanken
Das Haar war an einem Tag ergraut
Und kam zusammen mit dem Traum zu mir
Bei der Begegnung mit dem Mädchen
Für heute, Seele, tschüss
Den Augen schloss ich die Ohren
Ich schlief
Um deinen Blick nicht zu hören
DAS WORT ÜBERWAND DAS SCHWEIGEN
Gestern habe ich gelernt
Zu schweigen
Wenig zu reden
Mich inspirierte die Bitterkeit
In den abgetrennten Zonen
Von deinem Blick
Bin ich irgendwann mal aufgebrochen, um
Von dir zu kommen
Um schweigend zu sprechen
Um zu erzählen
Von dir und
Von mir
Gestern überlegte ich, ob ich
Dir sagen sollte
Dass du
Das Brot der Verse bist
Das Wasser des Wortes
Und ich für dich
Das am meisten gesungene Lied
Von alters her
Gestern wollte ich schweigen
Wenig reden
Schatten werden
Dir das Sonnenlicht wegnehmen
Ich wollte
Die Geschehnisse
Der ganzen Menschheit
Überwinden
Gestern habe ich gesehen
Wie ich
Mehr von dir
Finden kann
Früher oder später
Gestern
Habe ich versucht
Mich am meisten zu freuen.
Mai 2005, Prishtina
AUGENBLICK
Wenn ich Regen wäre
Würde ich heute Nacht
Rein zufällig auf deine Wangen
Tropfen
Aber
Ein Tropfen, der langsam
Über den Blick dir gegenüber rinnt
Was wirst du machen aus dem Augenblick
Ich verschwinde wieder insgeheim
Denk du an den nächsten Augenblick
KADENZ
Ich sagte mir
Es ist gut, wenn wir
Die abgetrennten Fäden der Sage
In der Hand halten
Du mit den guten Gedanken
Die du immer allein bist
Ruh dich einmal am Herdfeuer aus
Nie warst du so wie heute
Solange du die Augen öffnetest und schlossest
Keimte ein Wort
Im Boden der Sprache
Und wuchs bis in den Himmel
Trieb Wurzeln aus bis zum schwarzen Ochsen
Das Heute sorgt für das Morgen
Nach anderen Meeren und Landen
Ein Vers eines Dichters
Zusammen mit seinem Blitz
Sei gegrüßt, du kalter Drin
Eines Tages sehen wir uns wieder
Zwischen den Ufern
Brüssel, 27.02.2007
IHRE RITEN
Letzendlich
Ist es ein Neubeginn
Und
Flüchte dich nicht unter das Schweigen
Kein Weg führt mich zu dir
Schon früher als heute
Versank mein Stern
Und je höher ich aufsteige
Desto tiefer führt mich der Nebel
Dann ist es keine Schande zu träumen
Von einer erfüllten Liebe
Wenn man sich vor nichts mehr fürchtet
Wisse dies, glücklicher Freund
Ein Felshang der Anstrengungen
Und ein prophetischer Gedanke
Wirbeln mich
Herum zu dir
Warum hüllst du mich ein in dein Wort
Mach mir ein bisschen Platz
In der Dichtung
Wien 2006
GESPRÄCH MIT DEM KRIEGSKAMERADEN
Bevor ich mit ihm spreche
Möchte ich ihn nach den Almen fragen
Die Bäche, die andere Frühlingszeiten überschwemmten
Wie hat sie die Zeit heuer mitgenommen
Ich fern und du nah
Das Wort ist erkaltet
Der Sommer hält es bei uns nicht aus
Wo der von Tropfen durchbohrte Stein wohnt
Wer besingt den Berghang
Wie früh waren wir aufgebrochen
Wie kommt es, dass wir noch nicht da sind
Brüssel, 20. Februar 2007
KOMMEN
Sie begleiteten sie bis hierhin
Aus der großen Furcht vor sich selbst
Tag und Nacht
Begleiteten sie ihren Marsch
Sie nahmen mit ihr mit
Alles, was ankommen sollte
Schon hier und am Ende des Weggehens
Erwartet uns eine Nichtgekommene
GEHEN
Nimm alles mit, was ihres ist
Denn die Straßen werden es sie lehren
Alle Fäden umwehen sie wie Wind
Wie kommt es, dass sie nicht mehr kommt
Schritt um Schritt
Wie auf dem Gipfel des Gehens
An ihrem Haupt
Nur
Die Herbste gehen so hinüber
Wie schweigsam ist der Aufbruch
Wie schließt sich das Gehen ab wie Einsamkeit
Wer weiß schon, ob
Das Kommen oder das Gehen zuerst ist
HINTERGRUND
Noch warte ich auf die Menschenmenge des Kommens
Begleite Kolonnen vielfachen Gehens
Erblüht ist der Märzmorgen
Für unsere fernen Nächte!
Treffen wir uns irgendwo jenseits der Zeiten
NACH DER ERKENNTNIS
Ein Dichter ich
Du Schöne ein Erz
Warum blitzte uns das Wort nicht auf
Was ist los mit dieser Zeit
Hat meine Chronik deinen Traum
Zerfleddert
Oder hat dich die Fee gefangen
Erzähl mir was vom Feuer ohne Rauch
Nach dem Jetzt
Warten auf uns dein Kaffee
Und mein Vers des Zitterns
Hast du verstanden
Wir werden der Welt Ende und Anfang geben
Zusammen vollbringen wir mehr
Als du dir vorstellen kannst
Das ist jetzt bekannt
Ende September 2006, Paris
FÜR EINEN MONTAG
Zwei Tropfenklänge
Am frühen Morgen
In der Kammer
Und
Die Gedanken, die das Ereignis
Übersteigen
Dich jetzt zu rufen
Diese Frau des wachen Schlafs
Schweig, wenn du kannst
Drei Tropfen Schweigen
In den ersten Montagsstunden
Und
Ihre unüberwindbare Ferne
Beim Aufwachen nun ihre Nachricht
Verfasst von der Hand der Frau Sprache
Einen Schritt näher
Wie könnte der Schlaf
Ohne uns
Wach bleiben
ANSTELLE EINES WORTES
Bis wohin unter dem Schatten
Der Leib deines Schweigens
Du kamst selbst auf Spuren des Windes
Niemandes Königin
Bis wohin sind die Felder
Voller Nichts
Zufällig sind wir uns begegnet
Alles zog nach entgegengesetzten Polen
Wie lange verbergen wir vor uns
Das, was wir nicht wissen
Ein Gedanke kam und ging
Anstelle eines Wortes
Audergham, 9. März 2007
ETWAS GESCHICHTE
Eines Tages kam eine Zeit
So verstört und doch so fröhlich
Niemand schied ihr Schwarz vom Weiß
Uns selbst fanden wir nicht
Und sahen nicht und trafen nicht
Und sehnten uns noch nicht einmal
Alles gab uns ein klein bisschen
Ein bisschen Angst
Ein bisschen Mut
Ebenso Verbitterung und Freude
Von allem ein klein bisschen
Um uns zu überzeugen, was Freiheit ist
Und was was ist
Ein großer Teufel erfand
Den Optimismus
Um seine Dinge in der Schwebe zu halten
Und sich stets an die Zeit zu erinnern
Er bekleckerte uns mit Rot und ging von dannen
All das, was nicht kam
Bleibt er uns schuldig
Juni 2000, Peja
DEINE ANKUNFT AUF PERGAMENT
Von meinem Traum
Und deiner Schlaflosigkeit
Ist das Vaterland
Unbekannt
Weder meinem Lärm
Noch deinem Schweigen
Wird Glauben geschenkt
Vor meinem Morgen
Wie vor deinem Übermorgen
Habe ich Angst
PROBE FÜR DAS WORTMESSEN
Irgendwo zwischen Finsternis und Licht
Tut jemandem das Wort leid
Gegenüber dem Lied
Das alles, was der Traum erfasst, zerstört
Irgendwo anders
Der Dichter und das Gegenwort
Dessen Ausmaße er nicht vorlegen kann
In Haarspalterei
Und am Brunnen geht man immer noch durstig vorbei
Die Wiese des ungesagten Wortes
Pflügt den Faden weiter
Und schweigt
Schweigt
Ohne das Spiel mit Drehbuch zu sehen
KODEX
Weder leuchtend wie der Mond
Noch weise wie der Rat
So erzählt man sich
Stieg herab von ferne
Das fantastischste Geheimnis
Sein Code wurde noch nicht entschlüsselt
Wachse und wachse und werde
Schön grau
In meinem Vers
Einzige Variante ohne Rivale
Im Winter mit dünnen Fäden
Spricht man die Sprache des Anticodes
So wie Antheus
Prometheus
Man träumt
Von etwas Salz der Liebe
Denn viel hat man niemandem gegeben
Doch was heute geschrieben wird
Sind die Jahreszeiten von ihnen
Unser Winter
Verrückter Kodex
AUF DER ANDEREN SEITE
Fröhlich wartete ich auf dich
Gestern
Ob ich dich nicht träfe
Irgendwo in der anderen Hälfte
Des aufgescheuchten Traumes
Im siebzehnten Stockwerk
Des Hochhauses
NOID
Wollte ich ein Nickerchen halten
Mit dir
Als ich fast den ganzen November über wegging
Fiel mir ein, dass mit siebzehn
Die Schönste der Welt
Kommen konnte
Das größte der Worte
Konnte sagen
Nun sprich doch
Hundertundein Ereignis
Konnte geschehen
Aber
Das Jahr ging nur auf die
Andere Seite
Prishtina, 27.11.2005
SPIEL
Wenn wir heute Nacht nicht zusammen schlafen können
Wie soll ich mich morgen in deinem Schatten erfrischen
An manchen Tagen eilen die Zeiten
Und laufen über mich hinweg
Oder sie packen dich
Der Himmel lässt sich nicht berühren
Ohne deinen Namen ist betende Inbrunst sinnlos
Geh, so oft du willst
Denn das Spiel passt nicht
Zu gelben Effekten
ATEM
Übermütig war ich gestern Abend
Ich habe von dir geträumt
Der Schönsten aller Nächte
Bis wohin tritt der Fuß der Menschheit auf
So oft die Dunkelheiten in den Traum aufbrachen
Wollte ich das Weiß sein
Das den Leib einhüllt
Dem Herbst binde ich die Beine zusammen
Du meine Schöne die Schönste der ganzen Menschheit
Nicht einmal fünf vergangene machen die Worte wortiger
Du außer Rand und Band
Warum wirst du nicht größer
Als der Atem
Wehe mich bis zu meinem Himmel
PARADOX
Sooft du willst
Geh weg aus meinem Himmel
Gegensage, die meinen Frühling nicht kennt
Bei dir wächst die Neugier
Auf das Warten, das die Nacht fürchtet
Der Schlaf vollbrachte Wunder
Er träumte
Wie sie mit mir schlief
Frei
Lass es uns sagen, denn das Denken ging
Um ängstlich zu schweigen
Geht in die Sommerfrische und alles ist
Ihr ganz egal
Wasser, ach, Wasser ihres Durstes
Herab stiegen heute die Geschehnisse zur Erde
Wie es oft kommt unverhofft
Plötzlich
Behalten sie mich im Auge
EINE STUNDE MIT IHR UND ZWEI WORTE FÜR MORGEN
Deine Frühlinge und meine Sommer
Wie Süden und Norden
Gehen auf und unter
ANOMALIE
Das Wort hat sich dieses Jahr
Erkältet
Und ich weiß nicht, was ich tun soll
Mit dem Schweigen
Zu hohes Fieber hat
Das Schweigen
Nicht einmal zum Wort kann es herausgehen
VERTRAUEN
Es brachte mich jenseits meiner
Macht
Die Geduld hielt es am Gipfel
Der die Sonne trifft
Der Atem bringt Schweigen hervor, womit
Man den Sturmwind des Morgens schwächt
Was
Machen wir nur mit dem Selbst
Sollen wir nicht warten, bis es
Hinterherläuft
Eine Ankunft geht los
Verspätet sich dann und gibt auf
Mal wieder allein
Glaube setzt dem Wort einen Punkt auf
Und wartet
Denn es weiß nicht, wenn es Zeit hat
In jenen Tempel legt es zwei Steine
Zusammen
Einen für sich selbst und einen für
Dich
Warte weiter
Wenn
Wir das Spiel etwas verständen
Wüchsen wir
Zusammen mit dem Vertrauen
Auderghem, 22. Februar 2007
AMORPH
Nichts für alles oder alles für nichts
Jenseits von sich selbst, o weh
Als aus der Seele
Das Wort entfloh
Warum erlaubt sein Gott das
Das Geheimnis des Pegasus des Lichtes
Der Mond der Einsamkeit hat ihn berührt
Mit dem nächsten Schritt tritt er
Den morgigen Tag
Dem Brot und dem Wasser kann man nicht mehr
Durst und Hunger anvertrauen
Auf dem Felde eines Wortes
Heimatland
Wie viele weideten hier alles ab und tranken alles aus
Warum erlaubt das ihr Herr
Wieviel Schweigen stieß zusammen
In den Mauern der Geduld
Ekel machte uns verrückt nach dir, Nostalgie
Das Heute ließen wir für morgen
Auch wir
Warum erlaubt uns das unser Herr
Vom Ganzen sage ich dir nichts
Du wirst es sehen, wenn wir
Auf die andere Seite gehen
MADRIGAL
Aus meinem Saal riefen dich Engel
Des Wortes
In die Dunkelheit traten wir ein
Wie in ein Madrigal
Mit dem Gesicht zum Licht
Kehrten wir zurück
Ein sanfter Seufzer
Es sind mehr Feiertage nötig
Für das Feiern
Muss noch gesagt werden, dass wir
Die Zeremonie
Vollziehen können, wann wir wollen
Du und ich und die Dunkelheit
Als Brautführer die Sterne im Himmel
Zweimal wusstest du mit mir
Wunderschön zu reden
Und der Atem versöhnte sich in dem Augenblick
Wenn du es erfahren wirst
Kehrte des Nachts zurück
Ereignisse sind auf der Straße
Und zweitens
Weder Mund noch Geist verzeihen dir
Wenn du ihnen nicht
Mein Herzenslied erzählst
Sprich jetzt gesegneter Dichter
Sprich, Mensch
Halte mich für einen Künstler
Woran denkst du
Haben sie dich nicht
Jenseits deiner selbst geführt
Das sicherste Schweigen der Welt
Garantiert dir keine
Ruhe
Unterwegs wurden uns die Beine gebunden
Alles begann, mehr zu werden
Nur etwas soll geringer werden
Für die Freundin
Dem Dichter des Verses aus einem weiteren
Atemzug
Für jedes Gespräch aus einem
Komma
So oft es Freitag wird
Werde ich zu Gottes Himmel beten
Für eine weitere
Nacht von uns
ERSTENS
Auch die Königin aller Geschehnisse
Staunt, wie lange die weißen Träumereien
Jenseits der Wasser bleiben werden
Die Sinnlosigkeit ermüdete
Die Macht der Intuition
Zur Geliebten geht man nie
Ohne einen noch so kleinen Grund
Und einen Hauch Freude
Auch Van Gogh, als er niemand
Anderen hatte
Machte er es irgendwie
Ich habe sagen hören
Nimm dich vor dir in Acht
Um die anderen zu bewahren
Die Nacht weiß nicht mehr als die
Immer geheimnisvolle Liebe
Was sie zum Abendessen bringt
Verschlingt die Dunkelheit
Mein Verstand ist weit von mir gegangen
Noch weiter als der Schlaf
Noch weiß man nicht, was es
Jenseits der Menschheit gibt
Oder jenseits des Schweigens
ZWEITENS
Sie nahm die Meere zur Seite
Woher der Schatten ihres Körpers kommt
Gebleicht wurde der Knochen des Schattens der Lyrik
Wie warteten wir auf die Riten der Dämmerung
Papa
Gerade war ich noch Kind
Er lehrte mich den Namen einer Blume
Die, wenn sie wächst
Aufblüht wie ein Mädchen, das um Liebe bittet
In Erwartung des unfruchtbaren Gebets
Setzte ich dieser Sache einen Schlusspunkt
Und schaffte es auf die andere Seite
Die Augen und die leichten Haare
Sind die Gottheiten des Lichts
Die durch meine Träume liefen
Kreuz und quer
Eine tollkühnere Nacht
Haben die Träume des Dichters nie gesehen
DRITTES
Vereinsame mich nicht in der heutigen Nacht
Mir steht nicht der Sinn nach Träumen
Aus denen die Finsternis der Traumlosigkeit
In meinen Geist fällt
Kappe des Denkens
Warum hast du den Schatten nicht geschüttelt
Du wurdest nicht erschüttert
Und lässt mich auch nicht ohne diese Kappe
Es ist ein Atem, der nicht weht
Von mir
Und mich beutelten die Stürme
Nur die weiten Fernen verlassen nicht die Nacht
Mein ungetrunkener Kaffee
Das ausgetrocknete Schnapsglas
Vielleicht macht ihr mich nicht trunken
MOMENT DER BEWUNDERUNG
Mir ist nicht klar
Wird sie sprechen oder schweigen
Lyrik wie Helenas Zauber
Spiel mit seltenen Ausblicken
Eine andere Begegnung ist ein Schnellbau
Oder werde ich mehr lernen
Über die Haarschleife
Schuld ist das Traumerwachen
Warum ist morgen nicht heute
DRAMA
Erster Akt
Vielleicht
Gestern, während es zu viel schien
Wie konntest du dich nicht erinnern
Wo die Grenze verläuft zwischen
Bitterkeit und Freude
Wohin bringen wir sie
Näher dem Leib auf diesem Weg
Woher und wie
Zweiter Akt
Vielleicht
Werden wir morgen zu wenig sein
Geh hinaus zum Brunnen des Durstes
Warte
Auf alle frühen Ankünfte
Diejenige, die überhaupt nicht
Kommen wird
Ist meine
Dritter Akt
Und
Heute steht niemand auf dem Programm
Kauf den Fahrschein für den langen Weg
Auf jedem Bahnhof des
SchreibensI.
Wirst du je ein Komma finden
Für dich
Und je ein Fragezeichen für mich
DER WINTER DER GROSSEN TRENNUNG
Für Ibrahim Rugova
Nie habe ich dich
So schweigsam
Gesehen
Unser Stein aus Gold
Um über dich hinaus zu gehen
Jenseits
Konntest du keinen anderen Tag finden
Am Hügel der Helden
Wirst du lange
Ruhen müssen
Träume
Und bete für dein
Dardanien
Der Winter der Einsamkeit fiel dir
Zwischen die Augenbrauen
Alles kam mit der Träne
Das große Jahr
Der Tag der Trennung
Januar, Januar der Trauer
Schweiger von dem, worüber man nicht sprach
Koloss des Wortes und geborstenen Traumes
Wie sammeltest du deinen Atem
An dem Tag
Der die Grenzen überschritt
Mann der Berge
Wie gewichtig war für dich das Wort
MEIN CODE FÜR MORGEN
Wo sind sie mir am
Morgigen Tag aufgebrochen
Wo ist der gestrige Schatten
Am unsichtbaren Stein
Erscheinen Träume und Traumlosigkeiten
Wasser und Brot des Antimenschen
Müde geworden sind Brunnen und Niederschläge
Bei uns fließt es nicht mehr
Im Herbst nahmen sie meinen
Himmel fort
Nicht einmal etwas Winter ließen sie mir
Meinem Heute ist nicht einmal
Das Morgenwerden verblieben
Irgendjemand soll mir meinen
Code
Für morgen suchen
RUTE
Wenn du nicht
Mehr
Zeit hast
Schenk mir fünf
Minuten
Deiner Gesellschaft
Und mach danach
Was du willst
Wenn du willst, geh über die Möglichkeit hinaus
Oder
Tanze mir für die beklemmende Einsamkeit
Ich
Überwinde in fünf Minuten
Jahreszeiten und Jahresläufe
Winter und Sommer
Kurz
Bevor ich meine
Grenzen überschreite
Werden Licht und Finsternis
Ruhen
Auf den Lippen
Ziehen sich in die Länge
Heute Nacht urteile ich zu schnell
Darüber, was man sagen muss
Was man tun muss
FÜR DAS MÄDCHEN
Solange das Wort
Einsam ist
Nimm etwas von meiner
Zeit
Nacht und Tag murmelt sie
Für dich
Meine Lieder über die
Zweige
Schenke ich dir
Heute Nacht
Sanfte Blicke
Ein Monat von mir für meine Freundin
Zu deinem Vergnügen
Werde ich lernen
Gitarre zu spielen
Wenn weder Gras noch Grün
Hervorbräche
Für dich
Werde ich in den Frühling gelangen
IHR TRAUM
Sie kam und umrahmte jeden Anblick
Jenes Fräulein Versbrot
Und ließ mir ein Dilemma zurück
Ist es das Gedicht selbst
Oder ist das Wort das Fräulein
Königin mit wechselnder Bedeutung
Es weiß sogar der Stein
Bis ihm das Glück hold ist
Meine Sonne
Du forderst die Stimme des Herzens von mir
Du hast sie mir vor Urzeiten genommen
Auch so liebst du mich noch
Doch der Vers hat Fieber
BRIEFE
Wen sollen wir morgen rufen
Woher kam die Eingebung der Briefe
Keiner war mehr geschrieben
Als der andere
Wie selten sind sie geworden
Seit Tagen
Wartet auf seine Ankunft
Ein schwarzer Vogel
Mit einer Schwinge verdeckt er den halben Himmel
An wen fällt die andere Hälfte
In der Handfläche
Siehst du dich selber
Sag doch
Wen sollen wir morgen rufen
AN DIE BRAUNGEBRANNTE
Die Braungebrannte ist
Die erste Reise
Allein ihr Schatten
Ist ein guter Anfang
Mit der Gebräunten sind die Worte Hymnen
Auf die Liebe, unterwegs gesungen
Über dem Blick ihrer blauen Augen
Hänge ich an die Ecke der Gedanken und verstumme
Am nächsten Tag werde ihr
Nur ich fehlen
DRÖHNEN
Nimm etwas von deinem Himmel
Der heutigen Nacht
Er reicht nicht, um uns zuzudecken
Ich kann es mir nicht vorstellen
Die anderen Pole zu sehen
Ohne dass dein und mein Himmel
Über uns bleibt
Sei still, Geliebte
Den Himmel werde ich herbeiatmen
Das Wort werde ich zum Vogel machen
Zwitschern werde ich vom Schlaf erwecken
Tirana, 4. April 2005
ETWAS SPÄTER
Do të më dalë (a del uni apo kush?) Ausgehen werde ich
Zum Stein des Wortes
Für dich werde auch ich hinausgehen
Lange werde ich warten auf
Alles Kommen und
Alles Gehen
Dann werde ich aufbrechen
DIE ALLERSCHÖNSTE SCHÖNHEIT
Wem denn, welchem Mädchen
Steht die Schönheit gut
In ihren Augen steht nur
Verhärtet Freiheitsliebe
Welche Mädchenschönheit
Welche Versschönheit
Glücklich ist ihre Schönheit
ANDEUTUNG
Wenn ich altern würde
Ohne noch einige Verse der Liebe zu schreiben
Nennt mich einen Steingreis
Er war hart wie Stein, werden sie sagen
Wenn ich altern würde
Ohne Liebeslieder zu singen
Entfache ich im Feuer des Schweigens
Ein Feuer
Liebe
Schönheit und Verse fließen zusammen
Für dich und die Heimat
NACKT
Mit niemandem würde ich
Die Sprache tauschen
Heute Nacht mit dir schon
Eine Stunde
Zwei
Drei
Bis ich das Ende des Wortes berühre
Alles würde ich sagen
Nackt
Wie vor dem ersten Kuss
In meinen Augen bist du Eis
In meinem Innern Feuer
Nackt
Würde ich dich mit niemandem tauschen
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