Jeton Kelmendi European poetry
   
 
  Deutsch

 

Wie wollen    
 
Jeton Kelmendi
 
 
Übersetzt aus dem albanischen Silke Liria Blumbach
 
 
Biographie:
Der Dichter Jeton KELMENDI wurde 1978 in Peja (Kosovo) geboren.
Er absolvierte seine primäre und weiterführende Schulbildung in seiner Heimatstadt.An der Universität Prishtina erhielt er einen Abschluss in Journalismus. Momentan verfolgt er ein Postgraduiertenstudium in internationaler Politik und Sicherheit an der Université Libre de Bruxelles.Parallel zum Studium schreibt Jeton Kelmendi weiterhin und veröffentlicht zahlreiche Gedichtsammlungen.Er arbeitet auch mit verschiedenen albanischen und ausländischen Medien zusammen und behandelt hauptsächlich kulturelle und politische Themen.
Kelmendi hat eine große Anhängerschaft dank seines ersten dichterischen Werks „Jahrhundert der Verheißungen“, das 1999 veröffentlicht wurde und ein großer Erfolg wurde.Seine Gedichte wurden in 22 Sprachen übersetzt und in vielen Anthologien veröffentlicht.
Er ist Mitglied vieler internationaler Lyrikvereinigungen.
Er ist ein UÇK-Kriegsveteran, der für die Unabhängigkeit des Kosovo gekämpft hat (1998-1999).
Kelmendi lebt und arbeitet derzeit in Brüssel.
Werke des Autors:
Lyrik:
Jahrhundert der Verheißungen, Rilindja, Prishtina, 1999
Jenseits des Schweigens, Faik Konica, Prishtina, 2002
Vielleicht halb durch den Tag, Faik Konica, Prishtina 2004
Gib mir ein Teilchen des Landes, Faik Konica, Prishtina, 2005
Wohin führen uns die Ereignisse, Ombra GVG, Tirana, 2007
Du kommst für den Klang des Windes, Globus R., Tirana 2008
Zeit, wenn sie Zeit hat, Ideart, Tirana, 2009
Drama:
Miss Word, 2007
In anderen Sprachen veröffentlichte Bücher:
Ce mult s-au rãrit scrisorile / Die Briefe sind so selten geworden (Ins Rumänische übersetzte Auswahl von Gedichten)
A Breath / (übersetzte und in Indien veröffentlichte Auswahl an Gedichten)
 
Internationale Anerkennung:
 
Mitglied der Association of Professional Journalists of Europa (Vereinigung der Berufsjournalisten Europas), Brüssel.
Mitglied der European Academy of Sciences, Art and Litterature (Europäische Akademie der Wissenschaft, Kunst und Literatur), Paris.
Grand Prix International Solenzara für Lyrik, Frankreich.
 

Hier und am Ende des Weges
Erwartet uns ein Nichtgekommenes
 
ILLYRISCH
 
Mit nichts zu messen ist
Das Gewicht deines Leibes
Die Kraft der Luft
Die Verlangsamung der Geschwindigkeiten
 
Man sieht nicht einmal das Licht jenseits des Lichtes
 
Als ob
Es keine Grenzlinie gäbe (trakeje eshte vija qe paraqet nje kufij)
Oder
Sie alles übersteigt
 
Im Namen des Wortes
Bist du
Ein Untergramm Vergessen
Jenseits von Ohr und Auge
 
Hunderteintausend Jahre
Erleuchteter Gedanke
Bist du
Und niemals
Hat dich je irgendwer messen können
 
Meine Heimat von Gott, die mich nannte
ALBANER
 
Auderghem, Februar 2007
 
ZUR ERMUTIGUNG
 
Eines Tages
Wird mein Tag kommen
 
Wenn es stimmt, dass
Jeder je einen Tag hat
 
Und ich werde darauf zu warten wissen
 
Brot wird die Erde haben
Und Wasser der Brunnen
Um die Leeren zu füllen
 
Doch
Was sollen wir mit dir anfangen
Misstrauen in das Morgen
 
Ein Sorgentropfen für jenen Tag
 
Wien, Sommer 2006
 

FRAU SPRACHE UND HERR GEDANKE
 
1
 
Wenig habe ich gesagt
Anders
Siegesgewiss
Mein Fräulein
Aber ich sage dir
Halte es nicht für überheblich
Schließlich sind es die Worte
Eines Dichters
Und du weißt, man darf
Gewandete Gedanken entkleiden
Splitternackt
Und den Entkleideten
Kostüme nach Lust und Laune geben
 
Oder
Wenn das dir genügte
Sage ich dir, dass ich dich liebe
Das, was jeder
Jedem sagt
Auch der Ehemann seiner Frau
Mein Fräulein
Ich denke ganz anders
 
2
 
Wenn
Der Gedanke für das Wort nichts wert ist
Oder das Wort
Was brabbelt es, ohne den Geist zu bemühen
Seele von Mensch 
Du bist Frau Sprache
Und ich Herr Gedanke
 
Genauso sah ich mich   
Mit dir und dich mit mir
Sogar
Auch diese Liebesformel
Überall
Wenn sie irgendwo nach der Moderne
Zurückgeblieben ist
 
Daher
Bist du schön, Frau Sprache
Wenn Herr Gedanke
Dir Schönheit gibt
 
3
 
Nanu
Muss ich mich damit abfinden
Dass das Schweigen
Uns ängstlich beobachtet
Was geschieht uns nun
 
Aber was soll’s
Frau Sprache
Ich will dich jetzt küssen
Nur einmal
Ob es ein zweites, drittes Mal gibt
Weiß ich nämlich nicht
 
Soll die Freiheit nur frei sein
 
Auch das Wort
Auch der Geist
Mögen sagen, was
Sie wollen
Ich
Will jetzt den ersten Kuss
Paris, Juli 2006
 
IM SCHATTEN DER ERINNERUNG
Ich sagte dir etwas Vergessenes
Woran du dich tags drauf nicht mehr erinnerst
 
Das Vergessen wird immer älter
Wenn das Schweigen umherreist
 
An der sonnengetrockneten Eiche
Warte ich auf dich
In einer Schlange mit dem Vers  
Der an der Kante der Sehnsucht hängt
 
Dort wartet nur die Geliebte
Und ich setzte mich, um zu rasten
 
Als der Herbst verdorrte und das Licht fiel
Versuchte ich
Nur, dir etwas zu sagen
 
Juni 2004
 
 
 
Die Liebe wohnt zur Miete
 
Wie man sieht
Wohnt die Liebe zur Miete
Schließt sich ein in einem Punkt
Und schrumpft die Spitzen
Des Denkens
 
Spielt mit den Tagen wie mit Schachfiguren
Wenn das Ende
Ohne Sieger kommt
Dann
Bleibt mir nur noch
Ein weiteres Spiel
 
Königin der Nacht
 
 
Meine Hand kommt nicht bei dir an
Heute Nacht
Auch die Augen kommen nicht einmal
In die Nähe deiner Stadt
Königin
Du hast etwas in meinem Inneren
Oder mich hat eine böse Fee erwischt
 
Es blitzen die Augen der Nacht
Sie erhellen den Himmel des Denkens
Bis über dir
Gibt es kein einziges Ankommen
In das Königreich der Nacht
Voller Geschehnisse
Die Schatten des Handausstreckens erreichen dich nicht 
 
Der heutige Abend ist königinnenlos
 
AUF DAS GLAS DES ANGEDENKENS
 
Trink, Mensch,
Dein Glas
Den roten Wein des Gedenkens
Ihres Gedenkens
 
Trink ihn wie trunken
Lass ihn austrocknen
Und lass keinen Tropfen
Übrig
Für den Vers
Der sich einsam selber schreibt
 
Auch so
Nüchtern, bist du kein Mensch
 
Herbst 2006 Paris
 
 
Warum hältst du meine Minute fest?
 
Jetzt
Ist etwas mein dein
Heutig
Und wer weiß, woher sein Weg kommt
Woher der Atem ihn treibt
 
Es tauchte irgendwo auf wie ein Fragezeichen
Zu anderen Zeiten
Er war sich selbst entgleist und umkreiste (dmth nuk mund ta kontrolloj veten)
Das Kommen und Gehen
 
Jetzt
Ist es irgendwo bei mir irgendwo
Bei dir
Doch wo sollen wir es treffen zwischen zwei Mauern
Aus vier Augen 
 
Den Atem raubt mir allmählich
Der Zorn
Die Ankünfte sind spät
 
Warum hältst du meine Minute fest
 
Jetzt
Warte ich auf dich und auf mich selbst
Woher soll ich wissen
Wann zu meiner Minute das Gehen kommt
 
Anfang
 
Etwas verhätschelt
Tritt er aus der Beginnernatur heraus
Überwindet dann alle Grenzen
Und keinen Punkt lässt er
Unumschritten
 
Bannfluch
So oft verblieb er Bewohner
Des Traums
Sein Mittelpunkt umhüllt ihn
Seine Ecke ist gegenüber
Der Anfang
Ist ein Turm ohne Mauer
Ohne Dach
Das Fundament
Ist dort, wo du beginnst  
 
Text nach Mitternacht
 
In den Brief mit roten Punkten
In den ich die Daten schreibe
Und die Ereignisse
Spuckte ich
Das große Wort Freiheit
Und wieder wurde ich wach
Böse Träume 
Wieder schrieb ich einen Brief
An meine närrische Einsamkeit
Hallo von
Mir
Deine Heimat
 
Mir blieb zuviel Zeit übrig bis
Morgen
Hej, wie lang ist die Nacht
Der Briefe
 
Hallo, Einsamkeit
Mit Bleistift und ohne jeden Gedanken
Treffe ich mich mit dir
Wo die Stimme keinen Mucks macht
Auch jetzt verstehen wir uns nicht
 
Na, dann
Die Sprache des Geistes
Die Sehnsucht Dardaniens
Nimmst du mir weg
Du hängst in einem Vers von mir
Und fühlst dich als Künstlerin
 
Na, dann tschüss
Mir bleibt noch genug Zeit
Bis morgen 
 
Liebe, bring mir das Lieben bei          
 
Ich bin gerannt
Tag und Nacht durch Jahre und Jahrzehnte
Meines Lebens
Und habe mit ihm sehr nett gespielt
Und oft hat es mich hereingelegt
Erst sehr spät
Verstand ich das, aber egal
 
Noch
Jetzt ist mir etwas eingefallen
Und ich messe mich mit mir selber 
Dir habe ich nur eins zu sagen
Liebe
Bring mir das Lieben bei          
Denn ich glaube, es ist nicht zu spät
Es ist nie zu spät
Heißt es 
Doch das glaube ich nicht mehr  
Dir glaube ich wie ein Kind dem Märchen 
 
Bring mir
Doch bei
Wie man liebt
Nicht, wie man sich verliebt
 
Auch meine Mutter
Hat mir das Gehen beigebracht
Doch das ganze Leben lief mir davon
Rannte weg
Einmal in nächster Zeit wurde ich groß
Rannte weg
Als ich zurückkam aus den Bergen
Aiii
Welch langer Weg zu dir heute Nacht
Bring mir bei
Jetzt ohne List und Tücke, Liebe
Wie sehr man liebt
 
Es ist gerade in
Irgendeinen dünnen Faden
Des Denkens zu nehmen
Und mit den Augen zu rollen
Hier etwas weniger
Und dort etwas mehr
Den menschlichen Blumen den Duft zu nehmen                        
Frau     
Ganz ohne jeglichen Zeitplan
Liebe
Bring mir bei, wann man liebt
 
Jetzt sind sie aufgestanden
Jeder
Misst nach seinem Stock
Die Wichtigkeit der Zeit der Straßenkürze
Bis einige nicht reden und andere sagen
Ach, die Arme
Nur die Primitiven lieben und die Zeit
Hat sie mit Füßen getreten
Lieben ist, wie sich mit Schnaps zu besaufen
Und was sagen sie sonst noch alles
Liebe
Bring mir bei, warum man liebt
 
Statt einer Antwort    
 
Es war eine Reise voller Stechfliegen
Alles nahm sie mit
Das Kommen das Gehen das Warten das Nichtwarten
Und du
Träumtest mehr Lyrik
Über die Liebe 
 
Es geschah
Dass alle Himmelsrichtungen einen
Gemeinsamen Weg hatten
Und du sahst sie wieder und ließest
Dir deinen Traum nicht vermiesen 
 
Was suchst du nun, aufgeschreckt aus dem Schlaf
 
Danach
Wird das Gestern zum Vorgestern
Das Morgen zum Heute
Du bist gestern Nachmittag
Das, glaube ich, weißt du
 
Denke daran
Es war eine Reise voller Stechfliegen
Gegangenes Gekommenes Erwartetes
Gestriges
Heutiges
Alles von mir nahm sie mir weg
Und deponierte es weit von mir
Weit von dir
Ein Nichts, vor dem ich mich schon immer
Fürchtete
 
Und heute
Heute ist es zu spät
 
Brüssel, 15. November 2007
 
Eine Ankunft muss kommen
 
Das Spiel hat mehr Regeln
Als die Herrschaftstheorie
Und der Vers des Gedichts
 
Es ist noch komplizierter
 
In der Nacht, wenn sie Dunkelheit braucht
Reise ich im Flugzeug der Gedanken
Ort um Ort hinterlasse ich Minuten
In jedem Land lasse ich eine Minute
Von mir
Minute von dir
 
An der Pforte des Herzens
Wartet ein Wortwinter
Auf den Frühling
 
Denn
Meine Ankunft  
Muss auf allen Gipfeln ankommen
Muss dich ungemein erfreuen
 
Bukarest, April 2008
 
Protest
 
Auch die letzten Stunden dieses Tages
Sind ausgetrocknet
Überallhin führte mich das Denken, Schritt um Schritt
Wohingegen
Du verspätet bist
Bis das Wort gemessen wird nach deinem
Schatten
Den ich an der Wanduhr sah
Der Sonntag übergab das Kommando
An die nächste Woche
 
Mir geschah es
Ein paar Minuten glitten mir aus den Fingern
Der Hand
Und du, mein Herz, hast die Tür geöffnet
Mit dem staunenden Schritt, den du nie tatest
 
Wo ist die Schuld
Die, vom Schlafe aufgeschreckt, ihre Beine
Verknotet hat
Wie die Zeit die Erinnerungen vermischt
 
 
Vers, warumbeunruhigst du mich heute Nacht
Wenn die Heimat meines Mädchens
Fern ist
Auch ich selbst bin mir fern, zu fern
 
Mir fiel das Wort ein, das ich niemals sage
Denn der Gipfel des Mount Everest ist
Eine Beule 
Und du, Freundin, schlaf weiter, fern
Von mir
 
Gewöhnlich
Bist du nachts am fernsten
Überschreitest alle meine Grenzen
Und ich
Schweige nur und spiele
Mit den Tagen
 
London, 20. Mai
 
Irgendwo draußen
      Das Ich aus der Seele einer Person
Oder eine Aufführung in riesigen Ausmaßen
 
 
Ich habe beschlossen
Wie es heißt
Einmütig
Die langen Wege zu überwinden
Bis zur Tür
Deines Geistes
Und wenn du willst, lass mich
Übernachten
 
Wenn mich die Hitze
Deines heißen Sommers erfasst
Öffne leicht das Fenster des Herzens
Dass etwas Frische hineinkommt
Und Worte
Wenn du willst, mach mir Platz
Sorge dafür
Dass mir ein bisschen bequem ist
Nicht nur
Dass ich mein Haupt bette
 
Im Spiegel der Augen
Scheint mir, ich bin ein Stern des Himmels
Deiner Gedanken
Vielleicht
Geschieht, dass, wie es heißt
Der Atem
Durch ein Nadelöhr gelangt
Wenn du dran denkst, schließ die Tür
Des Geistes
 
Mit roten Buchstaben schreib
Meinen Namen und häng ihn an die Tür
Deines Geistes
Dann weiß man, dass dieser Turm
Einen Hausherren hat
 
Verwirrung oder Halt am Nullpunkt
 
Ich demonstriere sonntags
Stoße mit zwei Gedanken an wie mit zwei Gläsern
Einen für dich und einen für mich
Den an dich
 
Der Zorn überwindet sich und kehrt wieder
An meinen Sonntage mit jeweils einem  
Erinnerungsviertel
 
Nur um das Spiel des Anstoßens zu kennen
 
Alarmiert mich die Zeit
Nach der zwölften Stunde
Für einen Augenblick mit dir und so viele Sonntage
Die vergangen sind
 
Nur die Wochen zähle ich
Aus deiner
Woche strömen tausendundein
Gedanke
In deine Richtung
Du bist jetzt fern
 
Ich freue mich sonntags
Lese nach Belieben mit deinen Buchstaben
Dass ich an dem Tag etwas von dir bekomme
Wenn ich in der Hand
Den Schlüssel des Herzens halten werde
Öffne ich die Tür der Zeit und du und ich
Werden zusammen
Montag
 
ICH BEMERKTE DIE GEDANKEN
 
Ich sammelte die Worte der Seele
In einer Handtasche
Und ich ließ sie allein
Lasst mich jetzt in Ruhe
 
Manche
Kamen hinter meinem Schatten her
Die anderen kamen vor
Mir
An meinem Bett an, wo sie auch schlafen
 
Ich zählte alle, die gingen
Ebenso alle, die kamen
Sorgsam setzte ich sie gleich
Bringt mich hin oder bringt sie mir
Schön der Reihe nach
 
Ich bemerkte die Gedanken
Das Haar war an einem Tag ergraut
Und kam zusammen mit dem Traum zu mir
Bei der Begegnung mit dem Mädchen
Für heute, Seele, tschüss
 
Den Augen schloss ich die Ohren
Ich schlief
Um deinen Blick nicht zu hören
 
 
DAS WORT ÜBERWAND DAS SCHWEIGEN
Gestern habe ich gelernt
Zu schweigen
Wenig zu reden
Mich inspirierte die Bitterkeit
In den abgetrennten Zonen
Von deinem Blick
Bin ich irgendwann mal aufgebrochen, um
Von dir zu kommen
Um schweigend zu sprechen
Um zu erzählen
Von dir und
Von mir
 
Gestern überlegte ich, ob ich
Dir sagen sollte
Dass du
Das Brot der Verse bist
Das Wasser des Wortes
Und ich für dich
Das am meisten gesungene Lied
Von alters her
 
Gestern wollte ich schweigen
Wenig reden
Schatten werden
Dir das Sonnenlicht wegnehmen
Ich wollte
Die Geschehnisse
Der ganzen Menschheit
Überwinden
 
Gestern habe ich gesehen
Wie ich
Mehr von dir
Finden kann
Früher oder später
Gestern
Habe ich versucht
Mich am meisten zu freuen.
Mai 2005, Prishtina
 
 
AUGENBLICK      
 
Wenn ich Regen wäre
Würde ich heute Nacht
Rein zufällig auf deine Wangen
Tropfen
Aber
Ein Tropfen, der langsam
 
Über den Blick dir gegenüber rinnt
 
Was wirst du machen aus dem Augenblick
Ich verschwinde wieder insgeheim
 
Denk du an den nächsten Augenblick
 
KADENZ
 
Ich sagte mir
Es ist gut, wenn wir
Die abgetrennten Fäden der Sage
In der Hand halten
 
Du mit den guten Gedanken
Die du immer allein bist
Ruh dich einmal am Herdfeuer aus
 
Nie warst du so wie heute
 
Solange du die Augen öffnetest und schlossest
Keimte ein Wort
Im Boden der Sprache
Und wuchs bis in den Himmel
 
Trieb Wurzeln aus bis zum schwarzen Ochsen
 
Das Heute sorgt für das Morgen
 
Nach anderen Meeren und Landen
Ein Vers eines Dichters
Zusammen mit seinem Blitz
 
Sei gegrüßt, du kalter Drin
Eines Tages sehen wir uns wieder
Zwischen den Ufern
 
Brüssel, 27.02.2007
 
IHRE RITEN
 
Letzendlich
Ist es ein Neubeginn
Und
Flüchte dich nicht unter das Schweigen
 
Kein Weg führt mich zu dir
Schon früher als heute
Versank mein Stern
 
Und je höher ich aufsteige
Desto tiefer führt mich der Nebel
 
Dann ist es keine Schande zu träumen
Von einer erfüllten Liebe
Wenn man sich vor nichts mehr fürchtet
 
Wisse dies, glücklicher Freund
 
Ein Felshang der Anstrengungen
Und ein prophetischer Gedanke
Wirbeln mich
Herum zu dir
 
Warum hüllst du mich ein in dein Wort
Mach mir ein bisschen Platz
In der Dichtung
 
Wien 2006
 
 
GESPRÄCH MIT DEM KRIEGSKAMERADEN
 
Bevor ich mit ihm spreche
Möchte ich ihn nach den Almen fragen
 
Die Bäche, die andere Frühlingszeiten überschwemmten
Wie hat sie die Zeit heuer mitgenommen
 
Ich fern und du nah
 
Das Wort ist erkaltet
Der Sommer hält es bei uns nicht aus
 
Wo der von Tropfen durchbohrte Stein wohnt
Wer besingt den Berghang
 
Wie früh waren wir aufgebrochen
Wie kommt es, dass wir noch nicht da sind
 
Brüssel, 20. Februar 2007
 
KOMMEN               
 
Sie begleiteten sie bis hierhin
Aus der großen Furcht vor sich selbst
 
Tag und Nacht                                                          
Begleiteten sie ihren Marsch
 
Sie nahmen mit ihr mit
Alles, was ankommen sollte
 
Schon hier und am Ende des Weggehens
Erwartet uns eine Nichtgekommene
 
 
GEHEN                    
 
Nimm alles mit, was ihres ist
Denn die Straßen werden es sie lehren
 
Alle Fäden umwehen sie wie Wind
Wie kommt es, dass sie nicht mehr kommt
 
Schritt um Schritt
Wie auf dem Gipfel des Gehens
 
An ihrem Haupt
Nur
Die Herbste gehen so hinüber
 
Wie schweigsam ist der Aufbruch
Wie schließt sich das Gehen ab wie Einsamkeit
 
Wer weiß schon, ob
Das Kommen oder das Gehen zuerst ist
 
 
HINTERGRUND
 
Noch warte ich auf die Menschenmenge des Kommens
Begleite Kolonnen vielfachen Gehens
 
Erblüht ist der Märzmorgen
Für unsere fernen Nächte!
 
Treffen wir uns irgendwo jenseits der Zeiten
 
 
NACH DER ERKENNTNIS
 
Ein Dichter ich
Du Schöne ein Erz
Warum blitzte uns das Wort nicht auf
 
Was ist los mit dieser Zeit
Hat meine Chronik deinen Traum
Zerfleddert
Oder hat dich die Fee gefangen
 
Erzähl mir was vom Feuer ohne Rauch
 
Nach dem Jetzt
Warten auf uns dein Kaffee
Und mein Vers des Zitterns
 
Hast du verstanden
 
Wir werden der Welt Ende und Anfang geben
Zusammen vollbringen wir mehr
Als du dir vorstellen kannst
 
Das ist jetzt bekannt
 
Ende September 2006, Paris
 
 
FÜR EINEN MONTAG
 
Zwei Tropfenklänge
Am frühen Morgen
In der Kammer
Und
Die Gedanken, die das Ereignis
Übersteigen
 
Dich jetzt zu rufen
Diese Frau des wachen Schlafs
Schweig, wenn du kannst
 
Drei Tropfen Schweigen
In den ersten Montagsstunden
Und
Ihre unüberwindbare Ferne
 
Beim Aufwachen nun ihre Nachricht
Verfasst von der Hand der Frau Sprache
Einen Schritt näher
 
Wie könnte der Schlaf
Ohne uns
Wach bleiben
 
ANSTELLE EINES WORTES
 
Bis wohin unter dem Schatten
Der Leib deines Schweigens
 
Du kamst selbst auf Spuren des Windes
Niemandes Königin
 
Bis wohin sind die Felder
Voller Nichts
 
Zufällig sind wir uns begegnet
Alles zog nach entgegengesetzten Polen
 
Wie lange verbergen wir vor uns
Das, was wir nicht wissen
 
Ein Gedanke kam und ging
Anstelle eines Wortes
 
Audergham, 9. März 2007
 
ETWAS GESCHICHTE
 
Eines Tages kam eine Zeit
So verstört und doch so fröhlich
Niemand schied ihr Schwarz vom Weiß
 
Uns selbst fanden wir nicht
Und sahen nicht und trafen nicht
 
Und sehnten uns noch nicht einmal
 
Alles gab uns ein klein bisschen
Ein bisschen Angst
Ein bisschen Mut 
Ebenso Verbitterung und Freude
Von allem ein klein bisschen
 
Um uns zu überzeugen, was Freiheit ist
Und was was ist
Ein großer Teufel erfand
 
Den Optimismus
 
Um seine Dinge in der Schwebe zu halten
Und sich stets an die Zeit zu erinnern
Er bekleckerte uns mit Rot und ging von dannen
 
All das, was nicht kam
Bleibt er uns schuldig
 
 
Juni 2000, Peja
 
 
DEINE ANKUNFT AUF PERGAMENT          
 
Von meinem Traum
Und deiner Schlaflosigkeit
Ist das Vaterland
Unbekannt
 
Weder meinem Lärm
Noch deinem Schweigen
Wird Glauben geschenkt
 
Vor meinem Morgen
Wie vor deinem Übermorgen
Habe ich Angst
 
 
PROBE FÜR DAS WORTMESSEN
 
Irgendwo zwischen Finsternis und Licht
 
Tut jemandem das Wort leid
Gegenüber dem Lied
Das alles, was der Traum erfasst, zerstört
 
Irgendwo anders
Der Dichter und das Gegenwort
Dessen Ausmaße er nicht vorlegen kann
In Haarspalterei
 
Und am Brunnen geht man immer noch durstig vorbei
 
Die Wiese des ungesagten Wortes
Pflügt den Faden weiter
Und schweigt
Schweigt
Ohne das Spiel mit Drehbuch zu sehen
 
KODEX
 
Weder leuchtend wie der Mond
Noch weise wie der Rat
So erzählt man sich
Stieg herab von ferne
Das fantastischste Geheimnis
 
Sein Code wurde noch nicht entschlüsselt
 
Wachse und wachse und werde  
Schön grau
In meinem Vers
Einzige Variante ohne Rivale
 
Im Winter mit dünnen Fäden
Spricht man die Sprache des Anticodes
So wie Antheus
Prometheus
 
Man träumt
Von etwas Salz der Liebe
Denn viel hat man niemandem gegeben
Doch was heute geschrieben wird
Sind die Jahreszeiten von ihnen
Unser Winter
Verrückter Kodex
 
AUF DER ANDEREN SEITE
 
Fröhlich wartete ich auf dich
Gestern
Ob ich dich nicht träfe
Irgendwo in der anderen Hälfte
Des aufgescheuchten Traumes
 
Im siebzehnten Stockwerk
Des Hochhauses
NOID
Wollte ich ein Nickerchen halten
Mit dir
 
Als ich fast den ganzen November über wegging
Fiel mir ein, dass mit siebzehn
Die Schönste der Welt
Kommen konnte
Das größte der Worte
Konnte sagen
Nun sprich doch
 
Hundertundein Ereignis
Konnte geschehen
Aber
Das Jahr ging nur auf die
Andere Seite
 
Prishtina, 27.11.2005
 
SPIEL
 
Wenn wir heute Nacht nicht zusammen schlafen können
Wie soll ich mich morgen in deinem Schatten erfrischen
 
An manchen Tagen eilen die Zeiten
Und laufen über mich hinweg
                                Oder sie packen dich
 
Der Himmel lässt sich nicht berühren
Ohne deinen Namen ist betende Inbrunst sinnlos
 
Geh, so oft du willst
Denn das Spiel passt nicht
Zu gelben Effekten
 
ATEM
 
Übermütig war ich gestern Abend
Ich habe von dir geträumt
Der Schönsten aller Nächte
Bis wohin tritt der Fuß der Menschheit auf
 
So oft die Dunkelheiten in den Traum aufbrachen
Wollte ich das Weiß sein
Das den Leib einhüllt
Dem Herbst binde ich die Beine zusammen
Du meine Schöne die Schönste der ganzen Menschheit
 
Nicht einmal fünf vergangene machen die Worte wortiger
Du außer Rand und Band
Warum wirst du nicht größer
Als der Atem
Wehe mich bis zu meinem Himmel
 
PARADOX
 
Sooft du willst
Geh weg aus meinem Himmel
Gegensage, die meinen Frühling nicht kennt
 
Bei dir wächst die Neugier
Auf das Warten, das die Nacht fürchtet
Der Schlaf vollbrachte Wunder
Er träumte
Wie sie mit mir schlief
 
Frei
Lass es uns sagen, denn das Denken ging
Um ängstlich zu schweigen
Geht in die Sommerfrische und alles ist
Ihr ganz egal
 
Wasser, ach, Wasser ihres Durstes
 
Herab stiegen heute die Geschehnisse zur Erde
Wie es oft kommt unverhofft
Plötzlich
Behalten sie mich im Auge
 
EINE STUNDE MIT IHR UND ZWEI WORTE FÜR MORGEN
 
Deine Frühlinge und meine Sommer
Wie Süden und Norden
Gehen auf und unter
 
ANOMALIE
 
Das Wort hat sich dieses Jahr
Erkältet
Und ich weiß nicht, was ich tun soll
Mit dem Schweigen
 
Zu hohes Fieber hat
Das Schweigen
Nicht einmal zum Wort kann es herausgehen
 
VERTRAUEN
 
Es brachte mich jenseits meiner
Macht
Die Geduld hielt es am Gipfel
Der die Sonne trifft
 
Der Atem bringt Schweigen hervor, womit
Man den Sturmwind des Morgens schwächt
 
Was
Machen wir nur mit dem Selbst
Sollen wir nicht warten, bis es
Hinterherläuft
 
Eine Ankunft geht los
Verspätet sich dann und gibt auf
 
Mal wieder allein
 
Glaube setzt dem Wort einen Punkt auf
Und wartet
Denn es weiß nicht, wenn es Zeit hat
 
In jenen Tempel legt es zwei Steine
Zusammen
Einen für sich selbst und einen für
Dich
 
Warte weiter
 
Wenn
Wir das Spiel etwas verständen
Wüchsen wir
Zusammen mit dem Vertrauen
 
Auderghem, 22. Februar 2007
 
AMORPH
 
Nichts für alles oder alles für nichts
 
Jenseits von sich selbst, o weh
Als aus der Seele
Das Wort entfloh
Warum erlaubt sein Gott das
 
Das Geheimnis des Pegasus des Lichtes
Der Mond der Einsamkeit hat ihn berührt
Mit dem nächsten Schritt tritt er
Den morgigen Tag
Dem Brot und dem Wasser kann man nicht mehr
Durst und Hunger anvertrauen
 
Auf dem Felde eines Wortes
Heimatland
Wie viele weideten hier alles ab und tranken alles aus
Warum erlaubt das ihr Herr
 
Wieviel Schweigen stieß zusammen
In den Mauern der Geduld
Ekel machte uns verrückt nach dir, Nostalgie
Das Heute ließen wir für morgen
Auch wir
Warum erlaubt uns das unser Herr
 
Vom Ganzen sage ich dir nichts
Du wirst es sehen, wenn wir
Auf die andere Seite gehen
 
MADRIGAL
 
Aus meinem Saal riefen dich Engel
Des Wortes
In die Dunkelheit traten wir ein
Wie in ein Madrigal
Mit dem Gesicht zum Licht
Kehrten wir zurück
 
Ein sanfter Seufzer
 
Es sind mehr Feiertage nötig
Für das Feiern
Muss noch gesagt werden, dass wir
Die Zeremonie
Vollziehen können, wann wir wollen
Du und ich und die Dunkelheit
Als Brautführer die Sterne im Himmel
 
Zweimal wusstest du mit mir
Wunderschön zu reden
Und der Atem versöhnte sich in dem Augenblick
Wenn du es erfahren wirst
Kehrte des Nachts zurück
Ereignisse sind auf der Straße
 
Und zweitens
Weder Mund noch Geist verzeihen dir
Wenn du ihnen nicht
Mein Herzenslied erzählst
 
Sprich jetzt gesegneter Dichter
 
Sprich, Mensch
Halte mich für einen Künstler
Woran denkst du
Haben sie dich nicht
Jenseits deiner selbst geführt
 
Das sicherste Schweigen der Welt
Garantiert dir keine
Ruhe
 
Unterwegs wurden uns die Beine gebunden
 
Alles begann, mehr zu werden
Nur etwas soll geringer werden
 
Für die Freundin
Dem Dichter des Verses aus einem weiteren
Atemzug
Für jedes Gespräch aus einem
Komma
So oft es Freitag wird
Werde ich zu Gottes Himmel beten
Für eine weitere
Nacht von uns  
 
ERSTENS
 
Auch die Königin aller Geschehnisse
Staunt, wie lange die weißen Träumereien
Jenseits der Wasser bleiben werden
 
Die Sinnlosigkeit ermüdete
Die Macht der Intuition
Zur Geliebten geht man nie
Ohne einen noch so kleinen Grund
Und einen Hauch Freude
 
Auch Van Gogh, als er niemand
Anderen hatte
Machte er es irgendwie
 
Ich habe sagen hören
Nimm dich vor dir in Acht
Um die anderen zu bewahren
Die Nacht weiß nicht mehr als die
Immer geheimnisvolle Liebe
Was sie zum Abendessen bringt
Verschlingt die Dunkelheit
 
Mein Verstand ist weit von mir gegangen
Noch weiter als der Schlaf
 
Noch weiß man nicht, was es
Jenseits der Menschheit gibt
Oder jenseits des Schweigens
 
ZWEITENS
 
Sie nahm die Meere zur Seite
Woher der Schatten ihres Körpers kommt
 
Gebleicht wurde der Knochen des Schattens der Lyrik
Wie warteten wir auf die Riten der Dämmerung
Papa
Gerade war ich noch Kind
Er lehrte mich den Namen einer Blume
Die, wenn sie wächst
Aufblüht wie ein Mädchen, das um Liebe bittet
 
In Erwartung des unfruchtbaren Gebets
Setzte ich dieser Sache einen Schlusspunkt
Und schaffte es auf die andere Seite
 
Die Augen und die leichten Haare
Sind die Gottheiten des Lichts
Die durch meine Träume liefen
Kreuz und quer
 
Eine tollkühnere Nacht
Haben die Träume des Dichters nie gesehen
 
DRITTES
 
Vereinsame mich nicht in der heutigen Nacht
Mir steht nicht der Sinn nach Träumen
Aus denen die Finsternis der Traumlosigkeit  
In meinen Geist fällt
 
Kappe des Denkens
Warum hast du den Schatten nicht geschüttelt
Du wurdest nicht erschüttert
Und lässt mich auch nicht ohne diese Kappe
Es ist ein Atem, der nicht weht
Von mir
Und mich beutelten die Stürme
Nur die weiten Fernen verlassen nicht die Nacht
 
Mein ungetrunkener Kaffee
Das ausgetrocknete Schnapsglas
Vielleicht macht ihr mich nicht trunken
 
MOMENT DER BEWUNDERUNG
 
Mir ist nicht klar
Wird sie sprechen oder schweigen
 
Lyrik wie Helenas Zauber
Spiel mit seltenen Ausblicken
 
Eine andere Begegnung ist ein Schnellbau
Oder werde ich mehr lernen
                               Über die Haarschleife
 
Schuld ist das Traumerwachen
Warum ist morgen nicht heute
 
DRAMA
 
Erster Akt
 
Vielleicht
Gestern, während es zu viel schien
Wie konntest du dich nicht erinnern
Wo die Grenze verläuft zwischen
Bitterkeit und Freude
 
Wohin bringen wir sie
Näher dem Leib auf diesem Weg
Woher und wie
 
Zweiter Akt
 
Vielleicht
Werden wir morgen zu wenig sein
Geh hinaus zum Brunnen des Durstes
Warte
Auf alle frühen Ankünfte
 
Diejenige, die überhaupt nicht
Kommen wird
Ist meine
 
Dritter Akt
 
Und
Heute steht niemand auf dem Programm
Kauf den Fahrschein für den langen Weg
 
Auf jedem Bahnhof des
SchreibensI.
Wirst du je ein Komma finden
Für dich
Und je ein Fragezeichen für mich
 
DER WINTER DER GROSSEN TRENNUNG
           Für Ibrahim Rugova
 
Nie habe ich dich
So schweigsam
Gesehen
Unser Stein aus Gold
Um über dich hinaus zu gehen
Jenseits
Konntest du keinen anderen Tag finden
 
Am Hügel der Helden
Wirst du lange
Ruhen müssen
Träume
Und bete für dein
Dardanien
 
Der Winter der Einsamkeit fiel dir
Zwischen die Augenbrauen
Alles kam mit der Träne
Das große Jahr
Der Tag der Trennung
Januar, Januar der Trauer
 
Schweiger von dem, worüber man nicht sprach
Koloss des Wortes und geborstenen Traumes
Wie sammeltest du deinen Atem
An dem Tag
Der die Grenzen überschritt
 
Mann der Berge
Wie gewichtig war für dich das Wort
 
 
MEIN CODE FÜR MORGEN
 
Wo sind sie mir am
Morgigen Tag aufgebrochen
Wo ist der gestrige Schatten
 
Am unsichtbaren Stein
Erscheinen Träume und Traumlosigkeiten
Wasser und Brot des Antimenschen
 
Müde geworden sind Brunnen und Niederschläge
Bei uns fließt es nicht mehr
 
Im Herbst nahmen sie meinen
Himmel fort
Nicht einmal etwas Winter ließen sie mir
 
Meinem Heute ist nicht einmal
Das Morgenwerden verblieben
 
Irgendjemand soll mir meinen
Code
Für morgen suchen
 
RUTE
 
Wenn du nicht
Mehr
Zeit hast
Schenk mir fünf
Minuten
Deiner Gesellschaft
Und mach danach
Was du willst
 
Wenn du willst, geh über die Möglichkeit hinaus
Oder
Tanze mir für die beklemmende Einsamkeit
 
Ich
Überwinde in fünf Minuten
Jahreszeiten und Jahresläufe
Winter und Sommer
Kurz
Bevor ich meine
Grenzen überschreite
Werden Licht und Finsternis
Ruhen
Auf den Lippen
Ziehen sich in die Länge
 
Heute Nacht urteile ich zu schnell
Darüber, was man sagen muss 
Was man tun muss
 
FÜR DAS MÄDCHEN
 
Solange das Wort
Einsam ist
Nimm etwas von meiner
Zeit
Nacht und Tag murmelt sie
Für dich
 
Meine Lieder über die
Zweige
Schenke ich dir  
Heute Nacht
Sanfte Blicke
 
Ein Monat von mir für meine Freundin
 
Zu deinem Vergnügen
Werde ich lernen
Gitarre zu spielen
Wenn weder Gras noch Grün
Hervorbräche
Für dich
Werde ich in den Frühling gelangen
 
IHR TRAUM
 
Sie kam und umrahmte jeden Anblick
Jenes Fräulein Versbrot
Und ließ mir ein Dilemma zurück
Ist es das Gedicht selbst
Oder ist das Wort das Fräulein
Königin mit wechselnder Bedeutung
Es weiß sogar der Stein
Bis ihm das Glück hold ist
Meine Sonne
Du forderst die Stimme des Herzens von mir
Du hast sie mir vor Urzeiten genommen
Auch so liebst du mich noch
Doch der Vers hat Fieber
 
BRIEFE
 
Wen sollen wir morgen rufen
 
Woher kam die Eingebung der Briefe
Keiner war mehr geschrieben
Als der andere
 
Wie selten sind sie geworden
 
Seit Tagen
Wartet auf seine Ankunft
Ein schwarzer Vogel
Mit einer Schwinge verdeckt er den halben Himmel
 
An wen fällt die andere Hälfte
 
In der Handfläche
Siehst du dich selber
Sag doch
Wen sollen wir morgen rufen
 
 
AN DIE BRAUNGEBRANNTE
 
Die Braungebrannte ist
Die erste Reise
 
Allein ihr Schatten
Ist ein guter Anfang
 
Mit der Gebräunten sind die Worte Hymnen
Auf die Liebe, unterwegs gesungen
 
Über dem Blick ihrer blauen Augen
Hänge ich an die Ecke der Gedanken und verstumme
 
Am nächsten Tag werde ihr
Nur ich fehlen
 
 
DRÖHNEN
 
Nimm etwas von deinem Himmel
Der heutigen Nacht
Er reicht nicht, um uns zuzudecken
 
Ich kann es mir nicht vorstellen
Die anderen Pole zu sehen
Ohne dass dein und mein Himmel
Über uns bleibt
 
Sei still, Geliebte
Den Himmel werde ich herbeiatmen
 
Das Wort werde ich zum Vogel machen
Zwitschern werde ich vom Schlaf erwecken
 
Tirana, 4. April 2005
 
                                    
ETWAS SPÄTER  
 
Do të më dalë (a del uni apo kush?) Ausgehen werde ich
Zum Stein des Wortes
 
Für dich werde auch ich hinausgehen
 
Lange werde ich warten auf
Alles Kommen und
Alles Gehen
 
Dann werde ich aufbrechen
 
DIE ALLERSCHÖNSTE SCHÖNHEIT
 
Wem denn, welchem Mädchen
Steht die Schönheit gut
 
In ihren Augen steht nur
Verhärtet Freiheitsliebe
 
Welche Mädchenschönheit
Welche Versschönheit
 
Glücklich ist ihre Schönheit
 
ANDEUTUNG
 
Wenn ich altern würde
Ohne noch einige Verse der Liebe zu schreiben
Nennt mich einen Steingreis
 
Er war hart wie Stein, werden sie sagen
 
Wenn ich altern würde 
Ohne Liebeslieder zu singen
Entfache ich im Feuer des Schweigens
Ein Feuer
 
Liebe
Schönheit und Verse fließen zusammen
Für dich und die Heimat
 
NACKT
 
Mit niemandem würde ich
Die Sprache tauschen
Heute Nacht mit dir schon
Eine Stunde
Zwei
Drei
Bis ich das Ende des Wortes berühre
Alles würde ich sagen
Nackt
Wie vor dem ersten Kuss
 
In meinen Augen bist du Eis
In meinem Innern Feuer
 
Nackt  
Würde ich dich mit niemandem tauschen    
 
 
 
Jeton Kelmendi
 
Poésie biographie Jeton Kelmendi
 
Note biographique:
Le poète Jeton KELMENDI est né à Pejë (Kosovo) en 1978.
Il a fait ses études primaires et secondaires dans sa ville natale. Il est licencié de journalisme de l’Université de Prishtina. Actuellement, Kelmendi poursuit ses études supérieures à l’Université Libre de Bruxelles (Politique internationale et Problèmes de sécurité). Parallèlement à ses travaux universitaires, il écrit et publie plusieurs recueils de poésies. Jeton Kelmendi est collaborateur de bon nombre de médias, albanais et étrangeres, traitant essentiellement d’affaires culturelles et politiques.
Kelmendi s’est fait connaître par le large public grâce à son premier ouvrage poétique “Le siècle des promesses”, publié en 1999 et qui a connu un immense succès. Ses poésies sont traduites en 22 langues et publiées dans beaucoup d’anthologies.
Il est membre de nombreux clubs internationaux de poètes.
Il est vétéran de la guerre que l’UCK a mené pour l’indépendance de Kossovo (1998-1999)
A présent Kelmendi vit et travaille à Bruxelles.
Ouvrages de l’auteur :
Poésie :
Le siècle des promesses, Rilidja, Prisjhtinë,1999
Par-delà le silence, Faik Konica, Prishtinë, 2002
Peut-être à la mi-journée, Faik Konica, Prishtinë, 2004
Donne-moi un peu de pays, Faik Konica, Prishtinë, 2005
Où nous mènent les événements, Ombra GVG,Tiranë, 2007
Tu viens pour le bruit du vent, Globus R., Tiranë 2008
Le temps lorsqu’il aura du temps, Ideart, Tiranë, 2009
Drame :
Dame parole, 2007
Publications en langues étrangères :
Ce mult s-au rãrit scrisorile / Les lettres sont devenues fort rares (choix de poèmes traduits et publiés en roumain)

A Breath / La respiration (choix de poèmes traduits et publiés en Inde)
Reconnaissance internationale :
Membre de l’Association des journalistes professionnels d’Europe, Bruxelles.
Membre de l’Académie européenne des Sciences, des Arts et des Lettres, Paris.
Grand Prix Internationa Solenzara de Poésie, France.
Biography of Jeton Kelmendi
 
Biography of Jeton Kelmendi
Jeton Kelmendi was born in 1978 in the City of Peja, Kosova. He completed elementary school in his birth place. Later he continued his studies at the University of Prishtina and received the degree of Bachelor of Arts in Mass communication. Currently he is completing his graduate studies at the Free University of Brussels, Belgium, specialising in International and Security Studies. For many years he has written poetry, prose, essays and short stories. He is a regular contributor to many newspapers, in Albania and abroad, writing on many cultural and political topics, especially tconcerning international affairs. Jeton Kelmendi became well known in Kosova, after the publication of his first book entitled: “The Century of Promises” ( “Shekulli i premtimeve”), published in 1999. Later he published a number of other books. His poems are translated in more that twenty-two languages and published in a few international Literature Anthologies. He is one of the most translated Albanian Poets. According to a number of literary critics, Kelmendi is the genuine representative of modern Albanian poetry. He is a member of many international poetry clubs and is a contributor to many literary and cultural magazines, especially in English, French and Romanian Languages. The wisdom of his work in the field of Literature is based in the attention that he pays to the poetic expression, modern exploration of the text and the depth of the message. His Genre is focused more on love lyrics and elliptical verse intertwined with metaphors and artistic symbolism. Kelmendi is a veteran of the War of Liberation in Kosovo led by the Kosovo Liberation Army, 1998 -1999. he currently resides and works in Brussels, Belgium.

Published works:
“The Century Promises” ( title of the original: “Shekulli i Premtimeve”), 1999 (poetry)
“Beyond Silence” (“Përtej Heshtjes”), 2002 (poetry)
“If it is afternoon” (“Në qoftë mesditë”), 2004 (poetry)
“Fatherland pardon me” (“Më fal pak Atdhe”), 2005, (poetry)
“Where are the arrivals going” (“Ku shkojnë ardhjet”), 2007 (poetry)
“You arrived for the traces of wind” (“Erdhe për gjurme te erës”, 2008 (poetry)
“Time when it has time” (“Koha kurë të ketë kohë”), 2009 (poetry)

Published plays:
- “The Madam Word” (“Zonja Fjalë”), 2007 (Drama)

Published Works In Foreign Language :
- “Ce mult s-au rãrit scrisorile” (“Sa fortë janë rralluar letrat”); published in Romanian Language.
- “A respiration” (“Frymëmarrje’); published in India
- “Dame parol,” drama; published in French
- “COMME LE COMMENCEMENT EST SILENCIEUX”
(“Ku fillon heshtja”), poetry; Paris, France
- “ΠΟΥ ΠΑΝΕ ΟΙ ΕΡΧΟΜΟΙ (“Ku shkojnë ardhjet”),
Poetry in Greek; Athens, Greece
- “Wie wollen (“Si me dashtë”), poetry; Berlin, Germany

International Awards:
Member of the Association of Professional Journalists of Europe, Brussels, Belgium.
Member of the Academy of Science and Arts of Europe, Paris, France.
SOLENZARA Prestigious International Award, Paris, France.
Jeton Kelmendi Biografi e shkurter
 
SHËNIME PËR AUTORIN

Jeton Kelmendi u lind më 1978 në Pejë-Kosovë.
Shkollën fillore dhe të mesmen i kreu në vendlindje, ndërsa studimet për Komunikim Masiv në Prishtinë, kurse studimet post-diplomike në ULB- Universitetin e Brukselit (Politikat ndërkombëtare dhe çështjet e sigurisë). Vite me radhë shkroi dhe botoi poezi, prozë, ese dhe tregime. Është bashkëpunëtor i shumë medieve, shqiptare e të huaja, ku trajton çështjet të ndryshme kulturore dhe politike, sidomos që kanë të bëjnë me raportet ndërkombëtare. Si emër Jeton Kelmendi u bë i njohur për lexuesin në Kosovë me përmbledhjen e parë me poezi “Shekulli i premtimeve”, të botuar më 1999. Në vijim botoi edhe një serë librash të tjera. Poezitë e tij u përkthyen në më shumë se 22 gjuhë të huaja, u botuan në disa antologji ndërkombëtare. Është njëri nder poetet më të përkthyer shqiptar. Ai është përfaqësues i denjë i poezisë moderne shqiptare është thënë nga kritika letrare. Kelmendi është anëtar i disa klubeve ndërkombëtare të poetëve dhe bashkëpunon me disa revista letrare e kulturore, sidomos në gjuhët angleze, franceze dhe rumune. Qenësia e punës së tij në fushën e artit letrar është kujdesi që i kushton të shprehurit poetik, shtjellimit modern të tekstit dhe thellësisë së mesazhit. Në krijimtarinë e tij veçohet sidomos lirika e dashurisë dhe vargu eliptik i ndërthurur me metafora dhe simbole artistike. Është veteran i luftës që bëri UÇK-ja më 1998 -1999. Aktualisht punon dhe jeton në Bruksel.

Tituj të veprave

Shekulli i Premtimeve, 1999 (poezi)
Përtej Heshtjes, 2002 (poezi)
Në qoftë mesditë, 2004 (poezi)
Më fal pak Atdhe, 2005 (poezi)
Ku shkojnë ardhjet, 2007 (poezi)
Erdhe për gjurme te erës, 2008 (poezi)
Koha kurë të ketë kohë, 2009 (poezi)

Dramë

Zonja Fjalë 2007 (dramë)

Në gjuhë të huaja

-Ce mult s-au rãrit scrisorile /Sa fortë janë rralluar letrat në Gjuhën Rumune
-A breath /frymëmarrje në Indi
-Dame parol drama Francë
-COMME LE COMMENCEMENT EST SILENCIEUX (Ku fillon heshtja) poezi Paris
-ΠΟΥ ΠΑΝΕ ΟΙ ΕΡΧΟΜΟΙ (Ku shkojnë ardhjet) poezi në Greqi -Wie wollen (Si me dashtë) poezi Gjermani


Mirënjohje ndërkombëtare

Anëtar i Asociacionit të gazetarëve profesionit të Evropës, Bruksel
Anëtar i Akademisë së Shkencave dhe Arteve të Evropës, Paris
Çmimi prestigjioz ndërkombëtar SOLENZARA, Paris
 
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